Krankheitsbilder

Der Urogenitaltrakt gehört zu den komplexesten Systemen des menschlichen Körpers. Entsprechend vielfältig sind die Krankheitsbilder, mit denen der Facharzt für Urologie in der täglichen Praxis konfrontiert wird.

Neben den hier genannten urologischen Notfällen zählen die folgenden Diagnosen zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Urologie. Diese können sowohl beim Mann als auch bei der Frau auftreten.

Das Blasenkarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Harntraktes und nach dem Prostatakarzinom der zweithäufigste des Urogenitalsystems. Die Erkrankung kommt bei Männern dreimal häufiger als bei Frauen und bevorzugt im höheren Lebensalter vor. Die Ursachen sind oft unbekannt, ein deutlicher und gesicherter Risikofaktor ist jedoch das Rauchen. 

Der Blasentumor ist dadurch gekennzeichnet, dass er erst im weit fortgeschrittenem Stadium Beschwerden macht, im frühen Stadium verursacht er kaum Beschwerden. Es kann jedoch schon in sehr frühen Stadien zu mikroskopischen Blutbeimengungen kommen, die bei einer entsprechenden Harnanalyse entdeckt werden können. Das typische Erstsymptom ist die schmerzlose Hämaturie (Blut im Urin). Auch Störungen beim Urinlassen oder Symptome einer Blasenentzündung können vorkommen. Je früher die Diagnose des Blasenkrebs erfolgt, umso besser ist die Heilungschance. Die Basis der Diagnostik ist immer die Blasenspiegelung.

Harnwegsinfektionen werden in der Regel über Bakterien ausgelöst. Der Urin selbst ist grundsätzlich frei von fremden Krankheitserregern. Über die Harnröhre können allerdings Bakterien eintreten und bis zur Harnblase aufsteigen. Hier lösen sie eine Entzündung aus, die der Urologe als Zystitis bezeichnet. Symptome sind ein brennendes Gefühl bei Urinieren, häufiges Wasserlassen und Blut im Urin. Bedingt durch die kürzere Harnröhre, der bakteriellen Besiedlung des Dammes und des vaginalen Bereiches der Frau kommt es bei dieser häufiger zum urogenitalen Infekt als beim Mann.

Allerdings ist der Harnwegsinfekt beim Mann generell eine ernst zu nehmende Erkrankung, da es schnell zu schwerwiegenden Entzündungen anderer Organe des Harn- und Geschlechtsapparates kommen kann (etwa Prostatitis oder  Nebenhodenentzündung).

Wichtig ist nach Erregerbestimmung im Urin die konsequente Behandlung, damit sich die Infektion nicht auf den restlichen Urogenitaltrakt ausbreiten kann.

Unter Harninkontinenz versteht man einen unwillkürlichen Urinverlust, der eine große psychische Belastung darstellt und auch zu sozialer und hygienischer Beeinträchtigung führt. Die Harninkontinenz ist weitverbreitet und nimmt mit dem Alter deutlich zu. 

Bei der Harninkontinenz können Betroffene die Urinausscheidung nur noch unzureichend oder gar nicht mehr kontrollieren. Untersuchungen ergaben, dass rund zehn Prozent aller Frauen regelmäßig an Harninkontinenz leiden. Häufig spielt Stress eine Rolle, weitere Ursachen können das Alter, Schäden an der Harnröhre, aber auch eine Geburt sein.

Der Schließmuskel der Harnröhre kann bei erhöhtem Druck im Bauchraum einen ungewollten Harnfluss nicht mehr verhindern. Der Urologe wird eine medikamentöse oder physiologische Therapie anwenden.

Die Diagnose und Therapie der Harninkontinenz sollte immer dem Urologen als Facharzt überlassen sein. In den meisten Fällen kann dieser auch eine Heilung oder zumindest Besserung der Erkrankung erreichen.

Bei der Niereninsuffzienz sind beide Nieren von einer Unterfunktion oder Versagen betroffen. Wenn die Nieren nicht mehr regelrecht arbeiten, hat das bedeutsame Folgen für den Körper: Das Blut wird nicht mehr ausreichend gereinigt, Abbauprodukte können den Körper über den Urin nicht mehr verlassen, sie sammeln sich im Blutkreislauf an.

Die Urologie unterscheidet fünf Stadien, die Symptome zeigen sich meist recht spät. Regelmäßig kontrolliert werden vor allem Risikopersonen mit Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck, um hier rechtzeitig eingreifen zu können.

Es gibt gutartige und bösartige Tumoren der Niere. Klinisch bedeutsam sind vor allem die bösartigen Tumore (Nierenzellkarzinome), es ist der dritthäufigste urologische Tumor. Männer erkranken hieran etwa doppelt so häufig wie Frauen. Die Ursachen der Tumorentstehung sind ungeklärt, aber ein Anstieg der Erkrankungshäufigkeit ist in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zu verzeichnen. 

Die Diagnose wird häufig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung gestellt, da eigentliche Frühsymptome der Erkrankung fehlen. Die moderne hochauflösende Sonografie erkennt Karzinome ab einer Größe von 1,5 cm mit Sicherheit. Schmerzen, Blut im Urin oder eine tastbare Resistenz sind Spätsymptome. Teilweise wird ein Nierenkrebs auch erst durch Beschwerden, die durch Metastasen (Tochtergeschwülste) des Tumors verursacht werden, entdeckt. Die Heilung kann derzeit nur durch die rechtzeitige chirurgische Entfernung des Tumors erreicht werden. Ein rechtzeitig diagnostizierter kleiner Nierentumor kann lokal entfernt werden. Niere und Funktion bleiben so erhalten. 

Steine sind feste Gebilde meist kristalliner Bestandteile, die sowohl im Nierenbecken (Nierensteinen), als auch in Harnleiter oder Harnblase auftreten. Die Entstehung solcher Steine ist ein vielschichtiger Vorgang, bei dem viele verschiedene Faktoren beteiligt sind. Nierensteine entstehen aus Bestandteilen (Harnsalzen) des Urins. Sie bilden sich in den Nierenkanälen und werden über die Nierenkelche in das Nierenbecken und dann über die Harnleiter und die Harnblase ausgeschieden. Nierensteine entstehen dann, wenn bestimmte Minerale im Urin in zu hoher Konzentration vorliegen und auskristallisieren. 

Etwa 15 Prozent der Männer und knapp 10 Prozent der Frauen sind betroffen. Eine ausreichende Trinkmenge von ca. 2 bis 3 Litern ist eine wirksame Vorbeugung. Wenn ein Nierenstein vom Körper ausschwemmt wird, macht sich das durch massive Flankenschmerzen (Nierenkoliken) bemerkbar. Die Schmerzen können sehr heftig sein und gehen oft mit Brechreiz, Schweißausbrüchen und Synkope (Kreislaufkollaps) einher. Diagnostik und Therapie richten sich nach Lage, Größe und Zusammensetzung des Steines, wobei vornehmlich immer die Beschwerden des Patienten zu lindern sind.

Überdies gibt es zusätzliche urologische Krankheitsbilder, die geschlechterspezifisch sind, also nur bei Männern oder Frauen auftreten und demzufolge behandelt werden.