Erektionsstörung (Erektile Dysfunktion)

Bei der erektilen Dysfunktion (ED) kann der Mann keine Erektion bekommen oder halten, die für einen Geschlechtsverkehr ausreicht. Der Penis wird nicht hart genug bzw. erschafft schnell wieder. Die Probleme ziehen sich über mindestens sechs Monate hin und treten in mehr als zwei Dritteln der Fälle auf. Eine erektile Dysfunktion hat häufig körperliche Ursachen, etwa Durchblutungsstörungen. Auch ein Testosteronmangel kann Auslöser sein, der zum Rückgang der Muskulatur im Schwellkörpergewebe des Penis führt. Rein psychische Auslöser kommen hauptsächlich bei jüngeren Männern vor. 

Mit dem Alter werden Erektionsstörungen häufiger. Unter den 40- bis 49-Jährigen ist knapp jeder zehnte Mann von einer erektilen Dysfunktion betroffen, unter den 60- bis 69-Jährigen bereits jeder Dritte.  

Wesentliche Ursachen sind jedoch alle Erkrankungen, die schlussendlich auch zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall führen: Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Diabetes mellitus, Arteriosklerose. Wichtig ist das Bewusstsein bei jedem Mann, dass eine nachlassende Erektion ein nicht zu missachtendes Warnsignal sein kann.  

Ursachen & Symptome 

Das Zustandekommen einer Erektion erfordert ein komplexes Zusammenspiel von Nerven- und Gefäßsystem. Sie wird darüber hinaus von männlichen Geschlechtshormonen beeinflusst.  

Am häufigsten ist die Penisdurchblutung gestört bzw. die Penismuskulatur selbst erkrankt, die der Gefäßwandmuskulatur sehr ähnlich. Entweder kommt zu wenig Blut im Penis an, weil die versorgenden Arterien “verkalkt” sind (Arteriosklerose), oder das Blut fließt zu schnell über die Venen wieder ab. In jedem Fall reicht die Blutmenge in den Schwellkörpern des Penis nicht mehr für eine befriedigende Erektion aus. 

Zu den möglichen Ursachen zählen u.a.: 

  • chronische Krankheiten, z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas, Dyslipidämien, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, 
  • vaskuläre Faktoren (Blutgefäße betreffend), z.B. Atherosklerose, 
  • Einnahme von Medikamenten z.B. Antihypertensiva, Psychopharmaka, bestimmte Diuretika, Antiandrogene etc., 
  • endokrine Ursachen, z.B. Testosteronmangel, Erkrankungen der Schilddrüse, Hyperprolaktinämie, 
  • neurologische Ursachen, z.B. diabetische Neuropathie, Multiple Sklerose, Verletzungen des Rückenmarks, Folgen von Verletzungen im Beckenbereich, Folgen von Operationen im Beckenbereich (z.B. radikale Prostatektomie – Entfernung der Prostata, Operationen am Enddarm), 
  • Lebensstilfaktoren, z.B. Rauchen, Übergewicht, Alkoholmissbrauch bzw. Alkoholkonsum. 

Anzeichen, die auf körperliche Ursachen hindeuten: 

  • die erektile Dysfunktion entwickelt sich allmählich 
  • sie tritt sowohl beim Verkehr mit dem Partner als auch bei der Selbstbefriedigung auf 
  • normale Erektionen im Schlaf, die bei jedem gesunden Mann auftreten, bleiben aus

Anzeichen, die auf psychische Ursachen hindeuten: 

  • die erektile Dysfunktion tritt plötzlich ein, eventuell nach belastenden Lebensereignissen 
  • Erektionsstörungen kommen überwiegend nur in bestimmten Situationen vor 
  • der Mann ist jünger als 50 Jahre 

Körperliche und psychische Auslöser können sich bei einer erektilen Dysfunktion vermischen. Leiden Männer unter körperlich bedingten Potenzproblemen, entstehen daraus leicht zusätzliche psychische Probleme. Rein psychisch bedingte Ursachen sind vor allem bei jüngeren Männern anzutreffen. Neben Konflikten in der Partnerschaft, Stress, Problemen oder Angsterkrankungen sind Depressionen sehr oft mit einer erektilen Dysfunktion verbunden. Bei Männern ab 50 Jahren sind es in erster Linie körperliche Ursachen, die Erektionsstörungen auslösen. 

Ein ausreichend hoher Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron ist eine wichtige Voraussetzung für eine befriedigende Erektion. Mit den Lebensjahren sinkt beim Mann der Testosteronspiegel im Blut meist ab. Ein Testosteronmangel (Hypogonadismus) muss nicht, kann aber zu Erektionsproblemen führen.  

Diagnose 

Zur Abklärung einer ED wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt, in die nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch Sexualität, Lebensstil und soziales wie partnerschaftliches Umfeld mit einbezogen werden. Dafür kann es sinnvoll sein, auch den Partner in das Gespräch zu involvieren. Das Ansprechen von „Problemen“, die die Sexualität betreffen, ist oft mit Tabus und Hemmschwellen verbunden. Ein offenes und ehrliches Gespräch ist jedoch für Diagnose und Therapie notwendig.  

Für die Diagnose ist außerdem u.a. wichtig: 

  • Abklärung von körperlichen Ursachen und Grunderkrankungen 
  • Labor-/Blutwerte: Blutzucker, Blutfettwerte, Hormonstatus oder weitere Blutuntersuchungen (rotes und weißes Blutbild, Schilddrüsenwerte, PSA-Wert) 
  • Weitere Tests: Schwellkörperinjektionstest, Duplexsonographie des Penis sowie weiterführende bildgebende Verfahren zur Darstellung und Beurteilung der Schwellkörper des Penis (Cavernosographie) 

Werden arterielle Durchblutungsstörungen festgestellt, ist es ratsam, auch das Herz untersuchen zu lassen. Eine erektile Dysfunktion kann frühes Zeichen einer Arteriosklerose und damit einer (noch symptomlosen) koronaren Herzkrankheit sein. 

Therapie 

Lebensstil 

Eine Reduktion des Alkoholkonsums sowie der Verzicht auf Nikotin können notwendig sein, genauso wie weitere Umstellungen des Lebensstils (z.B. Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität, Stressabbau). 

Testosteronmangel ausgleichen 

Mit zunehmendem Lebensalter sinkt bei fast allen Männern der Testosteronspiegel im Blut etwas ab. Das ist nichts Ungewöhnliches und auch kein Grund für eine Therapie. Leidet ein Mann jedoch an Erektionsproblemen, könnte ein Testosteronmangel (Hypogonadismus) dabei eine entscheidende Rolle spielen. In diesem Fall sollte der Hormonmangel eventuell ausgeglichen werden. 

Die wichtigsten Therapien werden hier kurz vorgestellt. Über die passende und korrekte Therapie sollte stets der Arzt entscheiden. 

Medikamente 

In Deutschland sind verschiedene Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) zur Therapie der erektilen Dysfunktion zugelassen. PDE-5 ist ein körpereigenes Enzym, das normalerweise einen bestimmten Botenstoff abbaut, der bei sexueller Erregung verstärkt entsteht und die Durchblutung im Penis steigert. 

Die Wirkstoffe unterstützen den Mechanismus der Erektion im Schwellkörper, d.h. sie verstärken und verlängern eine natürlich entstehende Erektion (die Entspannung der Muskelzellen in den Schwellkörpern und ermöglichen eine ausreichende Blutzufuhr für eine Füllung und Versteifung der Schwellkörper). Dazu ist aber eine entsprechende Erregung notwendig. Manche Patienten dürfen keine PDE-5-Hemmer einnehmen. 

Ein weiterer Wirkstoff zur Therapie der erektilen Dysfunktion ist Yohimbin, der im Gehirn wirkt und vor allem bei psychisch bedingten Potenzstörungen zum Einsatz kommt. 

Intrakavernöse Prostaglandininjektionen (SKAT) 

Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) wird eine Wirkstofflösung (meist Prostaglandin E1 – eine Substanz, die auch im Körper vorkommt) in einer bestimmten Dosierung unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr mit einer ganz dünnen Nadel in den Schwellkörper gespritzt. Die injizierte Substanz wirkt gefäßerweiternd und führt unabhängig vom Erregungszustand zur Erektion. Die Injektion kann nach Anleitung und Probeanwendungen vom Patienten selbst durchgeführt werden.  

Intraurethrale Prostaglandinverabreichung 

Ein stäbchenförmiger Applikator wird bei dieser Therapieform in die Harnröhre eingeführt. Der Applikator enthält den Wirkstoff Prostaglandin in Form eines kleinen Stäbchens (Größe eines Reiskorns). Der Wirkstoff gelangt über die Harnröhrenwand in den Schwellkörper des Penis. Der Blutfluss verstärkt sich, sodass eine Erektion erreicht werden kann. Dieses Prinzip wird MUSE genannt (Medikamentöses Urethrales System zur Erektion). 

Vakuumtherapie 

Bei dieser Methode wird ein durchsichtiger Plastikzylinder mit Saugpumpe auf den Penis aufgesetzt und ein Unterdruck erzeugt. Blut fließt verstärkt in die Schwellkörper, eine Erektion entsteht. Ein Gummiring an der Peniswurzel verhindert, dass das Blut wieder zurückfließt. Nach dem Geschlechtsverkehr muss dieser wieder entfernt werden, damit es nicht zu Durchblutungsstörungen und damit zu Schäden am Penis kommt. 

Schwellkörper-Implantate 

In manchen Fällen helfen nur Implantate aus Silikon, die per Operation in die Schwellkörper eingesetzt werden. Dieser Eingriff ist nicht rückgängig zu machen und sollte deshalb gut überlegt und geplant sein.  

Bei den heute fast ausschließlich verwendeten hydraulischen Systemen wird eine kleine Pumpe in den Hodensack implantiert, die vom Patienten selbst betätigt werden kann. Damit kann bei Bedarf Flüssigkeit aus einem unter der Bauchdecke gelegenen Reservoir in zwei in die Penisschwellkörper implantierten Zylinder gepumpt werden, wodurch es zu einer Versteifung des Penis kommt. Über ein Ventil kann die Flüssigkeit wieder abgelassen werden. 

Andere Implantate sind immer steif, aber biegsam, sogenannte semirigide (verbieg- bzw. verformbare) Penisprothesen können bei Bedarf hochgebogen werden. 

Stoßwellentherapie 

Ein relativ neuer Ansatz bei ED ist die ambulant eingesetzte fokussierte Stoßwellentherapie. Durch den mechanischen Stimulus der Stoßwelle soll eine positive Wirkung auf die Gefäßzellen des Schwellkörpergewebes und damit die Durchblutung erzielt werden (gefäßbedingte ED). 

Beratung oder Psychotherapie 

Sind psychische Ursachen der Grund für eine ED (wie beispielsweise Depressionen) oder ist die Situation sehr belastend, kann eine Psychotherapie oder Sexualtherapie sinnvoll sein. Teils lassen sich psychische und körperliche Ursachen bei einer ED nicht völlig trennen. Daher kann eine Psychotherapie auch begleitend zu anderen Therapieformen in Erwägung gezogen werden. Im Idealfall können Partnerschaftsprobleme unter Miteinbeziehen des Partners besprochen werden.  Aber auch Männer mit organisch bedingten Potenzproblemen profitieren von solchen Beratungstherapien. 

ESWT 

Die European Association of Urology (EAU) nennt die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) als eine weitere Therapieoption bei erektiler Dysfunktion. Allerdings gibt es hierzu erst wenige Studien. Der Nutzen ist noch nicht belegt und überaus fraglich. 

Kann man Erektionsstörungen vorbeugen?  

Eine gesunde Lebensweise senkt das Risiko für Durchblutungsstörungen und damit auch für eine erektile Dysfunktion. Wer seine Lebensweise anpasst, kann zudem eine bestehende Erektionsstörung günstig beeinflussen. Im Einzelnen heißt das: 

  • Nicht rauchen 
  • Ausgewogene Ernährung 
  • Wenig Alkohol  
  • Regelmäßige Bewegung 
  • Übergewicht abbauen
  • Blutdruck, Blutzucker, Blutfette regelmäßig kontrollieren und Störungen behandeln lassen 

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten? 

Sexuelle Funktionsstörungen gelten nicht als Krankheit, somit werden die Kosten in der Regel von den Krankenversicherungen nicht übernommen.